Krakauer Spaziergänge. Kraków ist eine Stadt der künstlich aufgeschütteten Erdhügel – es gibt hier sogar 13 davon

Blick auf Kraków von einem Hügel
Kraków kann auf unterschiedliche Weise erkundet werden. Die Route, die über die künstlich aufgeschütteten Hügel führt, hat den Vorteil, dass man die Stadt aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachten kann. Erstens ist man dem Himmel näher, und zweitens sieht man die Stadt von oben. Und ein solches Panorama ist einfach unbezahlbar. Wir laden Sie zu einer Reihe von Beiträgen mit dem Titel „Krakauer Spaziergänge“ ein, bei denen wir Ihnen bekannte und manchmal auch völlig unbekannte Orte in der Hauptstadt von Małopolska näher bringen werden.

Jedes Wochenende füllt sich Kraków mit Touristen. Und das nicht nur mit jenen, die aus der fernen Welt kommen. Es kommen auch Besucher aus Schlesien und der kleinen und großen Städte der Region von Małopolska, um ein paar Stunden in der Stadt zu verbringen. Wir möchten Ihnen einige interessante Geschichten über Kraków erzählen.

In Kraków gibt es sogar dreizehn künstlich angelegte und aufgeschüttete Hügel! Über die wichtigsten und beliebtesten von ihnen verläuft jedes Jahr der Drei-Hügel-Lauf, der sogar als ein Berglauf gilt! Er beginnt am Krakus-Erdhügel, d.h. an der Lasota-Anhöhe (271 m ü. M.), führt über den Podgórski-Platz, die Bernatka-Fußgängerbrücke, die nicht nur unter Verliebten gut bekannt ist, den Boulevard Inflancki an der Weichsel, vorbei am Norbertanerinnenkloster bis zum Kościuszko-Erdhügel (die St. Bronislawa-Anhöhe liegt 333 m ü. M.). Anschließend verläuft er durch die Straße al. Waszyngtona und den blauen Radweg geradeaus zur Anhöhe Sowiniec (358 m ü. M.) bis zum Piłsudski-Erdhügel.

Die Strecke ist 13 Kilometer lang und gleichermaßen attraktiv für Läufer, Walker und Fans von entspannten Familienspaziergängen. Sie können die Route auf zwei Tage, Samstag und Sonntag, oder auf aufeinander folgende Wochenenden aufteilen. Neben diesen berühmten künstlich angelegten Erdhügeln gibt es in Kraków auch kleinere, wie den in der Nähe des evangelischen Friedhofs in Łuczanowice oder die Aussichts- und Parkhügel. Letztere befinden sich u. a. in den Gärten des Klosters der Missionare in Stradom und in Wadów bei Nowa Huta. Auf dem Rakowicki-Friedhof befindet sich außerdem ein Grabhügel zum Gedenken an die Ukrainer und ein Grabhügel für die Opfer einer Choleraepidemie in Kobierzyn. Die Tatsache ist nämlich, dass es ohne den Bau von Befestigungsanlagen noch mehr dieser Grabhügel gäbe, denn allein auf der Lasota-Anhöhe gab es früher 46 Graberdhügel aus heidnischer Zeit. Ähnliche Objekte gab es auch in der Nähe von Mogiła, wo heute noch der Wanda-Erdhügel zu finden ist. Der Krakus-Erdhügel, einer der schönsten Aussichtspunkte der Stadt, steht ebenfalls mit dem altslawischen Kult in Verbindung. Einige Forscher sind der Meinung, dass er bis zu 20 Meter hoch gewesen sein könnte, doch die Österreicher mussten beim Bau einer Festung um den Hügel herum seine Spitze abtragen, um eine Artilleriekanone aufzustellen. Aber eins nach dem anderen.

Krakus-Erdhügel

Der Krakus-Erdhügelauch Krak-Erdhügel bezeichnet, befindet sich im Stadteil Podgórze am rechten Weichselufer. Er wurde auf der Lasota-Anhöhe aufgeschüttelt, und Jan Długosz schrieb, dass er während der Herrschaft von Krak, einem legendären Gründer der Stadt Kraków, entstanden sei. Die hier durchgeführten Grabungen bestätigen weder den Zweck, noch geben verlässliche Hinweise darauf, dass es sich um ein Grabhügel handelt. Bei der Untersuchung wurden dort Reste einer Eiche, eine Metallklammer sowie etliche Münzen und Fragmente von Keramikschalen gefunden. Nichts deutete jedoch darauf hin, dass es sich um die Grabstätte des legendären Krak oder eines anderen Herrschers handeln sollte. Unabhängig dessen ist es einer der Orte, von denen aus man das Panorama der Königsstadt Kraków am schönsten sehen kann. Um dorthin zu gelangen, muss man durch das jüdische Viertel Kazimierz, über die Bernatka-Fußgängerbrücke und dann den Hügel hoch über die Straße ul. Parkowa oder die so genannte Bunte Treppe, d. h. die ul. Tatrzańska hinaufgehen. Sie können auch durch den Wald dorthin gelangen und sich bei der Gelegenheit die Kirche St. Benedikt und das Fort Benedykt ansehen. Die Kirche gilt als die kleinste in Kraków und wurde an der Stelle einer Vorgängerin aus der Zeit um das Jahr 1000 errichtet. Das Fort ist eines der Objekte der Festung Kraków, doch leider kann man es heute nicht mehr besichtigen. Um auf den Erdhügel zu gelangen, muss man einen Schotterweg zwischen den Bäumen oder eine Treppe hinaufsteigen. Es lohnt sich auf jeden Fall, denn von oben hat man einen spektakulären Blick auf Kraków, die Altstadt mit dem Wawel-Hügel, die Türme der St. Joseph-Kirche, Fronleichnam-Kirche,  St. Andreas-Kirche, und der Marienkirche. Vom Gipfel des Hügels aus kann man auch den Steinbruch „Liban“ sehen. Es lohnt sich, auch nach Einbruch der Dunkelheit hierher zu kommen, denn dann sehen Sie Kraków von einer ganz anderen Seite, mit traumhaften Lichtern, magisch und beeindruckend. Im Sommer kann man sich auf einer Lichtung am Erdhügel erholen, eine Decke ausbreiten und grillen. Hier wächst ein Baum, der von manchen als Liebesbaum bezeichnet wird und unter dem sich viele Paare verloben oder fotografieren lassen.

Kościuszko-Erdhügel

Der Kościuszko-Erdhügel kann vom Stadtzentrum aus zu Fuß erreicht werden, bzw. mit der Straßenbahn, die an der Haltestelle gegenüber dem Norbertanerinnenkloster hält. Man findet dort auch Parkplätze. Empfehlenswert ist ein Spaziergang durch die Kastanienalleen, die zu diesem markanten Punkt auf der Karte der Stadt Kraków hinauf führen. Der Erdhügel wurde im Stadtteil Zwierzyniec auf der St. Bronisława-Anhöhe aufgeschüttet. Die Krakauer wollten auf diese Weise das Andenken an Tadeusz Kościuszko ehren - mit einem Denkmal, das dauerhaft und unzerstörbar sein sollte. Sein Bau dauerte drei Jahre (1820-1823). Es war ein großes nationales Ereignis. Heute befindet sich auf dem Kościuszko-Erdhügel das Kościuszko-Museum,  in dem die Ausstellung „Kościuszko - ein Held, der immer noch gebraucht wird“ zu sehen ist, die einen Einblick in die Geschichte Polens und des Kämpfers für die polnische Unabhängigkeit liefert. Man kann hier auch die Zitadelle besichtigen, die zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden der Festung Kraków gehört. Der Kościuszko-Erdhügel ist übrigens ein ausgezeichneter Aussichtspunkt. Vom Gipfel aus kann man Kraków mit dem Wawel-Hügel, dem Hauptmarkt, den Tuchhallen und der Marienkirche sehen, aber auch den Jordan-Park, die Krakauer Hochebene, das Sandomierz-Becken oder das Wieliczka-Vorgebirge. Bei gutem Wetter kann man in der Ferne auch die Tatra erkennen.

Piłsudski-Erdhügel

Wenn Sie die höchste Anhöhe Krakaus besuchen möchten, ist dies der richtige Weg. Die Anhöhe Sowiniec neben dem Krakauer ZOO ist der Ort, an dem der höchste der Krakauer Erdhügel errichtet wurde - der Piłsudski-Erdhügel. Für diejenigen, die sich für Zahlen interessieren, liegt er 393 m ü. M. und ist 35 Meter hoch. Er ist der höchste künstlich aufgeschüttete Erdhügel in ganz Polen. Geschichtsinteressierte würden mit Sicherheit gerne hören, dass dieser Ort mit der Geschichte von Marschall Józef Piłsudski verbunden ist. Die Idee zum Bau des Hügels hatte Leutnant Franciszek Supergan. Es sollte zugleich ein Denkmal für den Unabhängigkeitskampf der polnischen Nation werden. Sein Bau begann 1934, am 20. Jahrestag des Abzugs der 1. Kaderkompanie der Legionen aus Kraków. Nach dem Tod von Marschall Józef Piłsudski wurde der Erdhügel nach ihm benannt. Es ist eine traurige Geschichte, doch nach dem Zweiten Weltkrieg sollte er sowohl aus dem Bewusstsein der Polen, als auch aus der Landschaft der Stadt ausgelöscht werden. Heute gehört er zu den Wahrzeichen von Kraków, ein Ort im Wolski-Wald, an dem man sich ausruhen oder Zeit mit der Familie verbringen kann. Man kann dabei sowohl die Zeit im Wald verbringen als auch Kraków aus einer etwas anderen Perspektive betrachten.

Zum Schluss

Vielleicht sollte man zum Schluss noch erwähnen, dass es in Kraków auch einen Erdhügel gibt, der Johannes Paul II. gewidmet ist. Es ist der jüngste und kleinste der Krakauer Erdhügel und befindet sich auf dem Gelände der Kongregation der Resurrektionisten in Dębniki, in der Straße ul. Księdza Stefana Pawlickiego. Der Hügel ist sieben Meter hoch, das Kreuz auf der Spitze nicht mitgerechnet. Zum Hügel führt eine mit Thujen bepflanzte Allee hinauf, die am Hügel mit einer kleinen Treppe endet. Vielleicht lohnt es sich, von Zeit zu Zeit dorthin zu gehen?

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